Auftrittsformen
Märchenerzähler Andreas vom Rothenbarth
Rothenbarths Auftritte können ganz
unterschiedlich sein, je nachdem, welches Publikum und welches Umfeld
ihn erwarten. Wichtigstes Anliegen des Erzählers ist dabei die
direkte Kommunikation, der enge Kontakt mit dem Publikum, und die
Sicherheit, daß die Zuhörer sich ganz auf den Inhalt des Erzählten
konzentrieren können.
Lärm,
Hintergrundbeschallung, bunte Bilder sind nicht der geeignete
Hintergrund dafür.
Schule/Bibliothek
Kinder und Heranwachsende finden
Erzählrunden in der Schule oder Bibliothek am schönsten; dazu
breitet Rothenbarth seinen Teppich aus und nimmt inmitten der Zuhörer
darauf Platz. Große Säle sind dafür ungeeignet, der Raum kann gar
nicht eng genug sein. Hier findet er schnell Kontakt zu seinen Hörern
und erzählt ihnen so viele der alten und ewig neuen Märchen, wie
sie hören können. Oft liegen die Kinder am Ende der Runde flach auf
dem Boden und können sich kaum losreißen von den Märchen, die sie
gerade selbst durchlebt haben. Das gilt uneingeschränkt für Kinder
aller Schulformen bis Klasse 6, für größere Kinder und Jugendliche
müssen meist erst geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden.
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im Freien
Die freie Natur ist die beste Kulisse
für erzählte Märchen. Ein Teppich wird ausgebreitet, eine
Schulklasse nimmt darauf Platz, und schon kann's losgehen. Das kann
unter einem Baum im ruhigeren Teil des Schulhofs sein, aber auch an
besonderen Geländepunkten während einer Wanderung. Die Zuhörer
haben genung Details, um ihre Augen "festmachen" zu können,
und der Erzähler kann jeden Baum, jedes Geräusch als Requisit
einsetzen.
Kindergarten
Die Wirkung des erzählten
Märchens ist gerade deshalb so tief, weil die Zuhörer ihre eigenen
Bilder sehen und das Gehörte mit der eigenen Erfahrungswelt
verknüpfen. Bei kleineren Kindern (bis ca. 4 Jahre) sind noch nicht
genug eigene Bilder vorhanden, daher können sie dieses tiefe Erleben
noch nicht nachvollziehen. Außerdem fehlt ihnen noch die
Abstraktionsfähigkeit, so daß sie keine Trennung zwischen
symbolischer und realer Handlung vornehmen können. Diese Kinder
erleben Märchen lieber als Situation der Geborgenheit im vertrauten
Kreis: bekannte, immer wieder gehörte "leichte" Märchen,
erzählt oder vorgelesen von vertrauten Personen. Der fremde
Märchenerzähler wäre dafür nur bedingt geeignet. Vorschulkinder
dagegen sind ein geradezu phantastisches Märchenpublikum.
Bühne
Aber
auch vor großem Publikum, evtl. auch von der Bühne herab, sind
Märchen, Sagen oder Schwänke als Programmteil geeignet. Dazu steht
eigene, gute Tontechnik zur Verfügung. Doch je größer der Rahmen
ist, umso kürzer sollte der Programmteil "Märchen" sein,
da hierbei das intensive Zuhören nur über einen kurzen Zeitraum
möglich ist. In der Kleinkunstbühne zur Katz' in Schwerstedt sind
gelgentlich solche Auftritte zu erleben.
Kleine Bühne
Für märchenbegeisterte Zuhörer
ist ein ein- bis zweistündiges Abendprogramm möglich, das sich für
kleine Bühnen eignet, oft auch mit Sagen aus Thüringen oder (bei
langfristiger Voranmeldung) aus der jeweiligen Region. Besonderen
Anklang findet ein solcher Abend bei Menschen in Situationen des
Umbruchs und der Neuorientierung, z.B. Kurpatienten. Besinnlichkeit
steht dabei im Vordergrund. Besondere Tage erlauben besondere
Programme, z.B. "Und hast Du niemanden, der Dir Deine Schmerzen
heile ..." - Märchen für Verliebte am Valentinstag.
Lagerfeuer
Eher handfest geht es dagegen im
kleineren, privaten Kreis zu: dabei können Märchen, Schwänke,
Geschichten in den Verlauf eines Abends eingebaut werden, wenn die
Atmosphäre dazu paßt. Lagerfeuer, Gewölbekeller oder romantische
Burganlagen sind hier als Kulisse ideal,.
Volksfest
(hier
hätte ich gern ein Foto gezeigt, aber die aktuellen
Datenschutzregeln machen das schwer. Stelen Sie sich ein grosses,
grünes Zelt vor, eine Seite offen, darin ein Teppich und bunte
Kissen, und eine Menge fröhlicher, neugieriger oder verträumter
Gesichter) Bei allem Hang
zur Stille kann das Zelt des Märchenerzählers aber auch auf
Volksfesten mitten im Gewühl stehen, nur nicht in Konkurrenz zur
Beschallung von der Bühne. Dann bildet sich dort schnell eine Insel
der Ruhe; die Zuhörer kommen, so oft sie vom Trubel ausspannen
wollen, und gehen, wenn sie genug gehört haben (meist kommen sie
bald wieder). Rothenbarth kommt dazu entweder im historischen
Schäferkostüm oder mit mittelalterlich inspiriertem Talar und
Barett; bewegt sich dabei in den Pausen im Publikum, um neugierig zu
machen und anzulocken. Meist bildet sich dabei ein enger Kontakt,
eine Vertrautheit mit dem Publikum, die für das tiefe Empfinden bei
den großen Zaubermärchen wichtig ist.
Weihnachtsmarkt
Beim
Erfurter Weihnachtsmarkt entsteht eine Erzählsituation wie auf
mittelalterlichen oder orientalischen Märkten: Es sind die
Grimm'schen Texte, die Rothenbarth an den liebevoll gestalteten
Märchenszenen der Erfurter Künstler Reichenbach/Buchspieß erzählt.
Aber dabei wird auf das Publikum eingegangen, es gibt Bemerkungen,
Antworten, und trotz des Gedränges entsteht ein echter Dialog mit
dem Publikum. An den Wochenenden kommen schon mal mehr als tausend
Besucher pro Stunde beim Märchenerzähler vorbei, und viele kommen
jedes Jahr wieder.